NÄHTECHNIK-LEXIKON
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1.1.13. Nahtkräuseln
Die Verarbeitung von leichten, schwierig zu verarbeitenden Geweben unterschiedlicher
Konstruktion (Bindungsart), Rohstoff-Zusammensetzung des Nähgutes und Zwirnungsgrad der Kett- und
Schußfäden sowie die Ausrüstung beeintrachtigen im hohen Maße eine glatte Nahtverarbeitung.
Nahtkräusel-Erscheinungen sind sichtbare Ausstrahlungen ein- und beidseitig der Naht. Sie
treten unmittelbar nach dem Nähvorgang oder nach einer kurzen Ruhezeit auf. Die Intensität wird
üblicherweise durch optischen Vergleich bei festgelegten Beleuchtungsarten gemessen.
Im wesentlichen unterscheidet man 3 Kräuselarten:
- Transportkräuseln
- Spannungskräuseln
- Verdrängungskräuseln
Innerer Kreis: Verteilung der Kräuselarten bei Microfasergeweben
Äußerer Kreis: Gegenmaßnahmen
Transportkräuseln
Es entsteht durch Verschiebungen zwischen der oberen und unteren Nähgutlage während des
Nähvorganges. Dabei entsteht eine Längenverschiebung, bedingt durch den zwangsläufigen Transport
der unteren Nähgutlage. Durch den verzahnten Transporteur wird diese meist etwas starker
eingearbeitet als die obere Lage, die nur durch das Nähfüßchen gehalten und von der unteren
Stofflage mitgeführt wird. Dabei ist die Oberflächenbeschaffenheit der beiden Stofflagen von
Bedeutung.
Gewebe mit sehr glatter Oberfläche und somit sehr geringem Reibungswiderstand neigen
logischerweise eher zur Längenverschiebung.
Durch die Verkürzung der unteren Nähgutlage entsteht eine einseitige Wellenbildung, woran das Transportkräuseln erkennbar ist.
Zur Vermeidung des Transportkräuselns steht eine Vielzahl von Transportarten zur Verfügung (s.
Punkt 2.3.7). Entscheidende Verbesserungen können erreicht werden durch den Einsatz von
Mehrfach-Transport-Einrichtungen, wie Differential-Untertransport kombiniert mit oberem
Band-transport, oberem Walzentransport, Nadeltransport, Fuss-Obertransport oder Obertransport mit
alternierenden Nähfüssen.
Welche Transportart sich am günstigsten auf das zu verarbeitende Nähgut auswirkt, muß in der
Praxis jeweils untersucht werden. Es ist verständlich, dass die Art des Transporteurs, seine
Verzahnung und seine Höhe auf das Nähgut abgestimmt werden müssen. Der Transporteur sollte in
seiner Lage so eingestellt werden, dass er mehr eine ziehende als eine schiebende Wirkung auf das
Nähgut ausübt. Ferner muß der Nähfundruck so gering eingestellt werden, dass ein gleichmäßiger
Nähguttransport gerade noch gewährleistet ist. In der Praxis ist der Nähfußdruck vielfach zu hoch
gewählt; die Verminderung des Druckes bewirkt oftmals schon eine ausreichende Verbesserung.
Beschichtete Gewebe - Leder, Leder-Imitate und Folien sollten grundsätzlich nur mit
Nähmaschinen mit Mehrfachtransport und Nähfüssen mit PTFE-Sohle verarbeitet
werden.
Spannungskräuseln
Diese Kräuselart tritt am häufigsten auf und beeinflusst nicht nur die Nähoptik negativ,
sondern auch die Nahtfestigkeit.
Verursacht wird das Spannungskräuseln am häufigsten durch eine Überhöhte Nähfadenspannung und
beim Einsatz von Nähfaden mit ungünstiger Dehnungszusammensetzung, ungenügender
Oberflächen-Beschaffenheit und hohen Schrumpfwerten.
Spannungskräuseln läßt sich einfach prüfen. Durchschneidet man auf wenigen Zentimetern die
Nadel- und Greiferfäden, ohne den Stoff zu beschädigen, und die Wellenbewegung fällt ab, liegt
immer ein Spannungskräuseln vor.
Zur Vermeidung des Spannungskräuselns sind Nähmaschinen notwendig, die mit
Minimal-Fadenspannung arbeiten und dennoch einen gleichmäßigen Sticheinzug garantieren.
Wesentliche Verbesserungen der Nähkinematik und hier speziell am Greifersystem erlauben heute
statische Nadelfadenspannungswerte von minimal 60 - 70 g, je nach Fadenstärke und Beschaffenheit.
Zum anderen sollten nur feine, elastische und schrumpffreie Nähfäden eingesetzt werden.
Verdrängungskräuseln
Hierbei handelt es sich um das bekannte Verdrängen der Gewebefaden. Bei Nähprozessen schafft
die in den Stoff eindringende Nähnadel Platz air den Nähfaden und dessen Verschlingung von Nadel-
und Greiferfaden. Die meisten Gewebe weisen in Kettrichtung eine höhere Fadendichte als in
Schußrichtung auf; daher verdrängen die Nadel und der Nähfaden mehr Kett- als Schußfäden. Durch
die wiederholten
Einstiche der Nadel und das Verdrängen der Gewebefaden werden diese zunehmend verkürzt; das
Gewebe zieht sich so entlang der Einstiche zusammen. Diese Faktoren wirken sich beim Nähen in
Kettrichtung ungünstiger aus und beeinträchtigen das Nähen in Schußrichtung weniger.
Verdrängungskräuseln kann leicht geprüft werden. Wenn man nach vorheriger Prüfung auf
Spannungskräuseln einige aufgeschnittene Faden herauszieht und dann die Naht völlig glatt ist,
liegt "Verdrängungskräuseln" vor.
Zur Vermeidung des Verdrängungskräuselns sollte eine feine Nadelstärke verwendet werden, dazu
passend eine Stichplatte mit kleinem Stichloch, um der sogenannten Trichterbildung
entgegenzuwirken.
In einigen Fällen hat es sich als hilfreich erwiesen, beim Zuschnitt mit dem Fadenlauf um ca.
5 ° aus der Kettrichtung herauszugehen (Uni-Ware).
Ein weiteres Kriterium ist der Einsatz des Nähfadens. Er sollte so fein wie möglich gewählt
werden, ohne die geforderte Nahtfestigkeit zu beeinflussen.
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