NÄHTECHNIK-LEXIKON
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1.1.1. Nähstichtyp
Der Nähstichtyp bezeichnet das Verfahren der Fadenverschlingung. Die Nähstichtypen sind
entsprechend ihrer Merkmale in 6 Klassen eingeteilt.
(Zum besseren Verständnis der bildlichen Darstellungen ist folgendes zu beachten:
Alle Darstellungen der Stichtypen beginnen rechts oben; alle den Stoff durchdringenden
Schleifen sind glatt weiss dargestellt, sie werden mit arabischen Ziffern 1,2,3,4 der Reihenfolge
nach oben beginnend bezeichnet. Die zur Verschlingung und Verkettung dienenden Fäden sind mit den
Buchstaben a, b, c, d gekennzeichnet und schraffiert dargestellt.
Legefaden sind mit den Buchstaben Z und Y bezeichnet und kreuzweise schraffiert.)
Klasse 100 - Einfachkettenstich, Abkürzung EKST
In dieser Klasse werden die Nähstiche aus einem Faden gebildet, der mit sich selbst verkettet
ist. Eine Schleife des Fadens wird durch das Nähgut geführt und durch Verkettung mit der
nachfolgenden Schleife befestigt, nachdem diese durch das Nähgut geführt wurde.
EKST - Geradestiche werden vorzugsweise für Hilfsarbeiten eingesetzt (Heften).
Des weiteren finden sie Verwendung in Knopfannähautomaten bzw. Kurznahtautomaten.
Stichtyp 101
Dieser Stichtyp wird aus einem Nadelfaden (1) gebildet. Er wird von der Nadelseite als
Schleife durch das Nähgut geführt und auf der anderen Seite mit sich selbst verkettet. Mindestens
zwei Stiche beschreiben diesen Stichtyp.
Stichtyp 103
Der Nadelfaden wird von der Nadelseite als Schleife so durch das Nähgut geführt, dass er an
der selben Seite des Nähgutes wieder austritt, ohne dieses voll zu durchdringen. Hier wird er mit
sich selbst verkettet.
Mindestens zwei Stiche beschreiben diesen Stichtyp.
Einsatzgebiet: Saumarbeiten ohne Durchstich und Pikierarbeiten
(Maier-Blindstichmaschinen).
Stichtyp 150
Dieser Stichtyp ist der gleiche wie 101 mit der Ausnahme, dass aufeinander folgende einzelne
Stiche ein symmetrisches Zick-Zack-Muster bilden. Mindestens drei Stiche beschreiben diesen
Stichtyp.
Einsatzgebiet: Kurznahtautomaten und Wäscheknopfloch-Nähautomaten.
Klasse 200 - Einfachsteppstich, Abkürzung EST
In dieser K1asse sind die Nähstiche, die ursprünglich von Hand hergestellt wurden, dadurch
gekennzeichnet, dass ein einzelner Faden durch das Nähgut hindurch und zurückgeführt und auf diese
Weise im Nähgut befestigt wird.
Stichtyp 209
Der Nähfaden wird wechselweise durch das Nähgut geführt. Die Einstiche können kürzere oder
längere Abstande zueinander aufweisen. Ebenso sind Einstiche mit unterschiedlichen Zwischenraumen
möglich. Mindestens zwei Stiche beschreiben diesen Stichtyp.
Einsatzgebiet: Durchnähen der vorderen Kanten
, sowie Übersteppen der Seiten- und Schulternähte bei Sakkos, Kostümen und Mänteln.
Wird z.T. auch als Knopfannähstich eingesetzt (Kantendurchnähautomaten AMF, Complett und Porkert,
Knopfannähautomat AMF).
Klasse 300 - Doppelsteppstich, Abkürzung DST
Dieser Stichtyp wird aus zwei Fadensystemen hergestellt. Schleifen des ersten Fadensystems
werden durch das Nähgut geführt und durch das zweite Fadensystem befestigt. Hierbei wird der
Fadenvorrat des Zweitsystems durch die Schleifen des ersten Systems geführt.
Stichtyp 301
Dieser Stichtyp wird aus zwei Fäden gebildet: einem Nadelfaden (1) und einem Greiferfaden
(a). Eine Schleife des Fadens 1 wird von der Nadelseite durch das Nähgut geführt und auf der
anderen Seite des Nähgutes mit Faden a verschlungen. Faden 1 ist so angezogen, dass die
Verschlingung im allgemeinen in der Mitte des Nähgutes liegt.
Der Doppelsteppstich ist der am meisten in der Bekleidungs- bzw. auch in der nähenden
Industrie eingesetzte Stichtyp.
Stichtyp 304
Dieser Stichtyp wird genau wie Typ 301 gebildet. Seine Besonderheit liegt darin, dass die
aufeinander folgenden Stiche ein symmetrisches Zick-Zack-Muster ergeben. Mindestens drei Stiche
beschreiben diesen Stichtyp.
Einsatzgebiet: Kragenverarbeitung in der Oberbekleidung und Näharbeiten an Miederteilen
(Doppelsteppstich-Spezialnähmaschinen und Nähautomaten).
Stichtyp 306
Dieser Stichtyp wird aus zwei Fäden gebildet, einem Nadelfaden (1) und einem Greiferfaden
(a). Der Nadelfaden wird von der Nadelseite als Schleife so durch das Nähgut geführt, dass er auf
der gleichen Seite des Nähgutes austritt, ohne dieses voll zu durchdringen. Der Greiferfaden a wird
durch die Schleife des Fadens 1 geführt. Der Einstich erfolgt rechtwinklig zur Richtung der
fortlaufenden Stichbildung (Nährichtung). Mindestens zwei Stiche beschreiben diesen
Stichtyp.
Einsatzgebiet: Saum staffieren und Fasson pikieren
Stichtyp 308 (DST-Vierstich-Zickzack)
Dieser Stichtyp wird aus zwei Fäden gebildet, einem Nadelfaden (1) und einem Greiferfaden
(a). Die Stichbildung erfolgt wie bei Stichtyp 301. Die Besonderheit liegt darin, dass aufeinander
folgende Stichpaare ein symmetrisches Zick-Zack‑Muster ergeben.
Stichtyp 311
Dieser Stichtyp wird aus drei Faden gebildet, zwei Nadelfaden (1 + 2) und einem Greiferfaden
(a). Die Faden 1 und 2 werden von der Nadelseite als Schleifen durch das Nähgut geführt und auf der
anderen Seite des Nähgutes mit Faden a verschlungen. Die Fäden 1 und 2 werden so angezogen, dass
die Verschlingung (im allgemeinen) in der Mitte des Nähgutes liegt. Mindestens zwei Stiche
beschreiben diesen Stichtyp. Man trifft ihn z.B. bei Zweinadel-Steppstichmaschinen mit einem
Greifer an.
Stichtyp 320
Ein Nadelfaden (1) und ein Greiferfaden (a) bilden den Stichtyp. Der Faden 1 wird von der
Nadelseite als Schleife durch eine Schleife des Fadens a und so durch das Nähgut geführt, dass er
an der gleichen Seite des Nähgutes austritt, ohne dieses ganz zu durchdringen, wo er mit Faden a
verschlungen liegt. Die Einstiche liegen rechtwinklig zur fortlaufenden Nährichtung. Mindestens
zwei Stiche beschreiben diesen Stichtyp.
Einsatzgebiet: vorzugsweise für Staffierarbeiten (Strobel Staffier- und
Pikiermaschinen).
Klasse 400 - Doppelkettenstich (Abkürzung DKST)
In dieser Klasse werden die Nähstiche aus zwei oder mehreren Fadensystemen gebildet, deren
gemeinsames Merkmal die Verkettung der Fadensysteme miteinander ist. Schleifen eines Fadensystems
werden durch das Nähgut geführt und durch Verschlingung und Verkettung mit Schleifen eines anderen
Fadensystems befestigt.
Stichtyp 401
Ein Nadelfaden (1) und ein Greiferfaden (a) bilden den Stichtyp. Der Faden 1 wird von der
Nadelseite alsSchleife durch das Nähgut und durch eine Schleife des Fadens a auf der Unterseite des
Nähgutes geführt. Eine weitere Schleife des Fadens a wird durch die Schleife des Fadens 1 geführt
und mit diesem verkettet. Die Verkettung wird gegen das Nähgut gezogen. Die Art der
Fadenverschlingung bedingt eine höhere Fadenmenge pro Nahtstrecke als beim Doppelsteppstich
(Stichtyp 301).
Der DKST-Geradstich wird vorzugsweise auf Nähanlagen sowie für Langnähte eingesetzt.
Stichtyp 402
Er wird von drei Fäden gebildet, zwei Nadelfäden (1 + 2) und einem Greiferfaden (a). Die Fäden
1 und 2 werden von der Nadelseite als Schleifen durch das Nähgut und durch eine Schleife des Fadens
a auf der unteren Seite des Nähgutes geführt. Eine weitere Schleife des Fadens a wird durch die
Schleifen der Faden 1 und 2 geführt und mit diesen verkettet, wobei die Verkettung gegen das
Nähgut gezogen wird. Mindestens zwei Stiche beschreiben diesen Stichtyp.
Einsatzgebiet: DKST-Zweinadel-Biesennaht (Einfachbiese)
Stichtyp 403
Dieser Stichtyp wird aus vier Fäden gebildet, drei Nadelfäden (1, 2, 3) und einem
Greiferfaden (a). Die Faden 1, 2 und 3 werden von der Nadelseite als Schleifen durch das Nähgut und
durch eine Schleife des Fadens a auf der unteren Nähgutseite geführt. Eine weitere Schleife des
Fadens a wird durch die Schleifen der Fäden 1, 2 und 3 geführt und mit diesen verkettet, wobei die
Verkettung gegen das Nähgut gezogen wird. Mindestens zwei Stiche beschreiben diesen
Stichtyp.
Stichtyp 404
Dieser Stichtyp ist dem Typ 401 ähnlich. Die aufeinander folgenden Stiche bilden ein
symmetrisches Zick-Zack-Muster. Mindestens drei Stiche beschreiben diesen Stichtyp.
Einsatzgebiet: Einfassarbeiten und Nähen von Augenknopflöchern.
Einsatzgebiet: Einfassarbeiten und Nähen von Augenknopflöchern.
Stichtyp 406
Dieser Stichtyp wird aus drei Paden gebildet, zwei Nadelfaden (1 + 2) und einem Greiferfaden
(a). Die Faden 1 und 2 werden von der Nadelseite als Schleife durch das Nähgut und durch zwei
separate Schleifen des Fadens a auf die untere Nähgutseite geführt. Eine weitere Schleife des
Fadens a wird durch die Schleifen der Faden 1 und 2 geführt und mit diesen verkettet, wobei die
Verkettung gegen das Nähgut gezogen wird. Mindestens zwei Stiche beschreiben diesen Stichtyp.
Einsatzgebiet: Saumarbeiten an Trikotagen und Nähen von Gürtelschlaufen.
Stichtyp 407
Dieser Stichtyp wird aus vier Fäden gebildet, drei Nadelfäden (1, 2, 3) und einem Greiferfaden
(a). Die Faden 1, 2 und 3 werden von der Nadelseite als Schleife durch das Nähgut und durch drei
separate Schleifen des Fadens a auf der unteren Seite des Nähgutes geführt. Eine weitere Schleife
des Fadens a wird durch die Schleifen der Faden 1, 2 und 3 geführt und mit diesen verkettet, wobei
die Verkettung gegen das Nähgut gezogen wird. Mindestens zwei Stiche beschreiben diesen
Stichtyp.
Einsatzgebiet: untere Überdecknähte und Saumarbeiten an Trikotagen.
Stichtyp 408
Dieser Stichtyp wird aus fünf Fäden gebildet, zwei Nadelfäden (1 + 2), zwei Greiferfäden (a +
b) und einem Oberdeckfaden (Z). Die Fäden 1 und 2 werden von der Nadelseite als Schleifen durch
bereits gelegte Schleifen des Fadens 2 auf der Nadelseite des Nähgutes und durch das Nähgut
hindurchgeführt. Auf der unteren Seite des Nähgutes wird die Schleife des Fadens 1 durch eine
Schleife des Fadens a und die Schleife des Fadens 2 durch die Schleife des Fadens b geführt. Dann
sind die Schleifen der Faden 1 und 2 mit zwei Schleifen der Faden a und b verkettet, wobei die
Verkettung gegen das Nähgut gezogen wird. Mindestens zwei Stiche beschreiben diesen
Stichtyp.
Einsatzgebiet: Aufnähen von Oberstofftaschenbesetzen auf Futter-Taschenbeutel.
Klasse 500 - Überwendlichkettenstichtypen
Diese Stichtypen werden aus einem oder mehreren Fadensysteme hergestellt. Schleifen eines
Fadensystems werden durch das Nähgut geführt und durch Verketten mit sich selbst oder den anderen
Fadensystemen befestigt, wobei die Schleife mindestens eines Fadensystems um die Kante des Nähguts
geführt wird.
Stichtyp 501 - Überwendlichkettenstich einfädig
Stichtyp 502 - Überwendlichkettenstich zweifädig
Stichtyp 504 - Überwendlichkettenstich dreifädig
Stichtyp 512 - Imitierter Sicherheitsstich
Imitierter Sicherheitsstich , vierfädiger Überwendlichkettenstich, zwei Nadel- und zwei
Greiferfäden. Nur die rechte Nadel sticht in die Greiferfadenschleife (b) ein. Vorzugsweise
eingesetzt für hochelastische Schliessnähte und gleichzeitige Kantenversäuberung an
Bekleidungsstücken aus Maschenware und Gewebe.
Klasse 600 - Überdeckkettenstichtypen (Materialober- und -unterseite)
Diese Stichtypen werden aus drei Fadensystemen hergestellt. Jeweils mehrere Schleifen des
ersten Systems werden durch Schleifen eines oder mehrerer Fäden des dritten Systems, die bereits
über das Nähgut gelegt sind, geführt. Sie passieren dann das Nähgut und werden schliesslich mit
Schleifen eines oder mehrerer Faden des zweiten Systems an der Unterseite des Nähgutes
verkettet.
Stichtyp 602
Doppelkettenstich mit zwei Nadelfaden, einem Greiferfaden und einem oberen Legefaden für
Überdecknähte.
Einsatzgebiet: Annähen von Bandern, Börtchen sowie Ziernähte an Bekleidungsstücken aus
Maschenware.
Stichtyp 605
Dieser Stichtyp besteht aus fünf Fäden, drei Nadelfäden (1, 2, 3), einem Greiferfaden (a) und
einem Überdeckfaden (Z).
Einsatzgebiet: Annähen von Börtchen sowie Ziernähte an Bekleidungsstücken aus
Maschenware.
Stichtyp 606
Dieser Stichtyp wird aus neun Fäden gebildet, vier Nadelfäden (1, 2, 3, 4), vier
Greiferfäden (a, b, c, d) und einem Überdeckfaden (Z).
Einsatzgebiet: Zusammennähen zweier Teile aus Maschenware Kante gegen Kante (Flach- oder
Flatlocknaht).
Sicherheitsnähte
Sicherheitsnähte, auch Safety-Stitch genannt, werden mit Maschinen ausgeführt, die zwei
unterschiedliche Stichtypen nebeneinander herstellen. Die gebräuchlichsten StichtypKombinationen
sind:
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