NÄHTECHNIK-LEXIKON
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1.1. Nähen
Nähen ist nach den Grundbegriffen der Fertigungstechnik ein Fügeverfahren. Kennzeichnend ist,
dass Teile von textiler oder folienähnlicher Beschaffenheit mit Hilfe geeigneter Werkzeuge wie
Nadel, Greifer, Fadengeber durch gegenseitige Verschlingung eines oder mehrerer Nähfäden
miteinander verbunden werden. Die durch das Nähgut hindurchgehenden, nach bestimmten Sticharten,
z.B. Einfachkettenstich (EKST), Doppelkettenstich (DKST) oder Doppelsteppstich (DST), gebildeten
Fadenverschlingungen wiederholen sich im allgemeinen in gleichbleibenden Abständen. Es entsteht
die Nähnaht. Neben der Aufgabe des Verbindens können durch den Vorgang des Nähens auch Nähaufgaben
von füllender Art (Stopfen), verzierender Art (Stickers, Ziernaht) oder befestigender Art
(Knopfannähen, Knopflochnähen, Riegeln, Nähgutkanten umstechen) ausgeführt werden.
Nährichtung
Ist die Richtung des Nähfürtschritts von Nähstich zu Nähstich.
Nähgeschwindigkeit
Geschwindigkeit des Nähaggregates während des Nähvorganges, messbar in Stiche/min, z.B.:
4.000 Stiche/min:
1 Stich = 1 mm, d.h. 4.000 mm/min
1 Stich = 2,5 mm, d.h. 10.000 mm/min.
Nähstich
Der Nähstich ist beim Nähen die jeweils von Nadelstich zu Nadelstich nach einem bestimmten
Stichbildungsgesetz im Nähgut ausgeführte Fadenverschlingung eines oder mehrerer Nähfaden. - Er
entsteht dadurch, dass die Nähfäden von Hand (Handstich) oder von einer Maschine (Maschinenstich)
durch das Nähgut geführt werden.
Der Nähstich kann gebildet werden:
- ohne Nähgut
- innerhalb des Nähgutes
- durch das Nähgut hindurch
- auf dem Nähgut
Stichbildung
Die Stichbildung bezeichnet beim Nähen den Vorgang, der das Durchstechen des Nähgutes mit
einer Nadel bei gleichzeitigem Hindurchführen eines Nähfadens und dessen Verschlingung im Nähgut
mit sich selbst oder mit einem anderen Faden betrifft An dem Stichbildungsvorgang können je nach
Stichart mehrere Nadeln und mehrere Nähfaden beteiligt sein.
Einstich
Der Punkt am Nähgut, an der die Nähmaschinennadel in das Nähgut einsticht und den Nadelfaden
in das Nähgut einführt.
Ausstich
Der Punkt des Austritts der Nähmaschinennadel aus dem Nähgut. Ein- und Ausstich können auf der
gleichen Nähgutseite oder auf verschiedenen Nähgutseiten liegen.
Stichzahl (Stiche/min)
Ist die je Zeiteinheit ausgeführte Anzahl von Nähstichen (1/min). Bei Nähmaschinen werden die
Leistungen in Stiche/ min angegeben. 4500 Stiche/min bedeuten, dass die Maschine in der Lage ist,
4500 Stiche in der Minute zu Nähen. Bei den Nähanlagen und z.T. bei den Nähautomaten ist die
Leistung auch die Zykluszeit/Näht mitbestimmend.
Stichanzahl
Ist die Anzahl von Stichen je Langeneinheit (z.B. 7 Stiche/cm bei Hemden).
Stichlänge (1)
Ist der Abstand zwischen zwei aufeinander folgenden Einstich in Nährichtung. Auf der Länge von
1 cm Näht werden 5 Stiche mit je 2 mm Stichlange genäht.
Stichabstand (a)
Kürzester Abstand zwischen zwei aufeinander folgenden Einstichen in Nährichtung.
Stichbreite>(b)
Ist die Ausdehnung eines Nähstiches als Element des Nähstichtyps quer zur Nahtrichtung.
Überstichbreite (u)
Seitliche Auslenkung zwischen zwei aufeinander folgenden Nähstichen quer zur
Nahtrichtung.
Gesamtüberstichbreite (g)
Summe aller Überstichbreiten innerhalb eines Nähstichtyps
Stichtyplänge (m)
Abstand zwischen den jeweils ersten Einstichen zweier aufeinander folgender Nähstichtypen in
Nahtrichtung.
Stichtypbreite (n)
Ausdehnung eines Nähstichtyps als Element einer Nähnaht quer zur Nahtrichtung
Stichbrücke
Unter Stichbrücke versteht man die Nähfadenverbindung zwischen Einstich und Ausstich and der
Aussenseite des Nähgutes.
Fehlstich (auch Stichauslassen genannt)
Fehlstiche entstehen, wenn zwischen den am Stichbildungsvorgang beteiligten Nähfaden keine
Verschlingung zustandekommt. Ursachlich hierfür ist, dass die Greiferspitze die Nadelfadenschlinge
nicht erfassen konnte.
Sticheinzug
Während der Stichbildung beim Doppelsteppstich werden Nadel und Greiferfaden nach dem
Verschlingen durch die Fadenspannkraft in das Nähgut hineingezogen. Die Lage der
Fadenverschlingung sollte sich beim Doppelsteppstich in der Nähgutmitte befinden.
Charakteristisch hierfür ist, dass auf der Nähgutober- und -unterseite das gleiche Stichbild
vorliegt. Beim Doppelkettenstich sollte die Fadenverschlingung auf der Nähgutunterseite
liegen.
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